
Das kommende Jahr 2023 wird ein Spannendes für mich und ein wenig auch ein Neuanfang in meiner Arbeit als Pastor in Nordhorn und darüber hinaus. Aber der Reihe nach:
Studienzeit in Israel & Palästina
Zunächst werde ich von Mitte Januar bis Mitte April eine Studienzeit absolvieren, die die Hannoversche Landeskirche Pastor:innen jeweils nach sieben Jahren anbietet. Lange Zeit war es üblich, in dieser Zeit noch einmal an der Universität für ein Semester zu studieren. Seit einigen Jahren ist es möglich, die Studienzeit auch mit eigenen Inhalten zu füllen.
In diesem Frühjahr ist bei mir der Wunsch gewachsen, mich mit den Themen Frieden und Gewaltlosigkeit noch einmal intensiver zu beschäftigen. Wie viele andere hat mich die Invasion Russlands in die Ukraine sehr erschüttert. Ich würde mich als einen sehr friedensbewegten Menschen beschreiben und gleichzeitig wusste ich nun nicht mehr, was richtig war. Manches, was mir zuvor wichtig gewesen ist (keine Waffenlieferungen in Kriegsgebiete u.a.), konnte ich vor mir selbst nicht mehr rechtfertigen. Und zugleich möchte ich nicht aufhören, nach Wegen zu suchen, die nicht der Logik der Gewalt folgen.
Schnell war für mich klar, dass ich diese Studienzeit nicht am Schreibtisch mit dem Lesen von Büchern verbringen möchte, sondern aktiv etwas zum Frieden zwischen Menschen beitragen möchte. Ich habe mich mit einem mir bekannten Pastor aus der mennonitischen Tradition (die einen besonderen Fokus auf Friedensarbeit hat) ausgetauscht und er hat mich auf ein Programm des Ökumenischen Rates der Kirchen in Israel/Palästina hingewiesen.
Dort habe ich mich beworben und bin im Sommer auch ausgewählt worden, Teil eines internationalen Teams zu sein. Dieses Team ist im Westjordanland, in dem vor allem Palästinenser:innen leben, im Einsatz. Welche Tätigkeiten mich dort genau erwarten, hängt auch vom Einsatzort ab. Auf jeden Fall wird es viele Begegnungen mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen und verschiedenen Religionen geben, aber auch z.B. solche Aufgaben wie die Beobachtung von Checkpoints an der Grenze. Auch die Begleitung von Schulkindern oder Hirt:innen kann dazugehören. Davon kann ich dann aber genauer nach meiner Rückkehr berichten.
Eine neue Aufgabe
Zu diesem Zeitpunkt wird sich allerdings auch noch einmal etwas in meinem Dienst verändern, weil ich eine neue Aufgabe in unserer Landeskirche angenommen habe. Das Schöne daran ist, dass ich zum einen das Gefühl habe, dass diese Aufgabe gut zu mir passt und ich sie zugleich aber von Nordhorn aus tun kann. Es geht um die Entdeckung, Begleitung und Entwicklung von neuen Aufbrüchen und Initiativen in unserer Landeskirche, die so ähnlich (oder auch ganz anders) wie unsere ZwischenZeit in Nordhorn sein können. Ich habe mich sehr gefreut, als ich gehört habe, dass ein Team entstehen soll, das dieser Aufgabe nachgeht und noch mehr, als ich erfahren habe, dass ich ein kleiner Teil davon sein darf. Das wird ein Viertel meiner Arbeitszeit sein. Mit einem weiteren Viertel bin ich ja schon in der ZwischenZeit aktiv. Bleibt also nach Adam Riese noch eine halbe Stelle übrig. Mit diesem Teil bleibe ich „ganz normaler“ Gemeindepastor.
Das bin und bleibe ich sehr gerne und für mich ist nach wie vor auch wichtig, in Nordhorn sein zu können. Hier bin ich ausgesprochen gerne. Wer mich ein wenig kennt, weiß aber auch, dass ich immer wieder sehr gerne Neues im Leben tue und ausprobiere. Schön, dass nun beides zusammenkommen kann. Zugleich bedeutet das aber auch, dass ich vieles, was ich bisher in der Gemeinde getan habe, nicht mehr werde tun können. Gemeinsam mit unserem Team werde ich in den nächsten Monaten überlegen, welche Aufgaben in der Gemeinde ich abgebe und welche ich weitermache. Manchmal werde ich dann vielleicht auch zukünftig sagen: „Das habe ich in der Vergangenheit getan, aber nun nicht mehr.“ Mal schauen, wie uns das miteinander gelingt - ich bin da aber guter Dinge. Pastor bleibe ich mit ganzem Herzen in den verschiedenen Aufgaben, aber eben nur noch mit halbem Dienstumfang in den klassischen Bereichen unserer Kirchengemeinde.
Zwei Abenteuer, auf die ich mich freue und vor denen ich aber auch Respekt habe - aber voller guter Erwartung, und das passt ja irgendwie auch zum Advent.
Simon de Vries